Schilfprojekt 1. Etappe
Vorabklärungen
(1) Bereich Turm (2) Standort 1. Schilfetappe (3) Kantonshütte, Einfluss Rütlibach
Nachdem innerhalb des Organisationskomitees die Realisierung des Schilfprojektes einstimmig angenommen worden war, galt es erste Vorabklärungen zu treffen. Insbesondere wollten wir wissen, wo das Projekt ausgeführt werden soll. Die Standortfrage war dann schnell einmal entschieden, denn bis zum Jahre 1965 bestand in Arth, Bereich Turm bis Rütlibach, ein Schilfgürtel und diesen wollten wir renaturieren.
Als nächstes wollten wir wissen, ob in der Region solche Vorhaben schon in Angriff genommen worden waren. In diesem Hinblick gelangten wir anfangs August schriftlich an die Fischerei- und Jagdverwaltungen der Kantone Schwyz, Zug und Luzern.
Der Grund für das Angehen der kantonalen Amtsstellen war darin zu suchen, dass der Zugersee ein sogenanntes Konkordatsgewässer ist. Von den kontaktieren Verwaltungen erhielten wir auf unser Begehren hin am 29. August 1994 schriftlich positive Rückantworten. Dabei wurde unser vorgesehenes Projekt als wertvoll und unterstützenswert taxiert. Durch die Kontaktnahme erhielten wir ausserdem vom Kanton Zug Kenntnis, dass im Jahre 1972 ein gleiches Projekt in Angriff genommen worden war. Diesem Projekt war jedoch leider nur mässiger Erfolg beschieden gewesen.
Mit dem Ziel, für das Bauvorhaben eine Bewilligung zu erhalten, wurde mit dem Amt für Raumplanung des Kantons Schwyz Kontakt aufgenommen. Mit dem Schreiben vom 14. September 1994 konnten wir vom AfR vernehmen, dass unserem Projekt, gestützt auf einen aus dem Jahre 1993 stammenden Bericht der Universität Genf (Untersuchung der Makrophyten des Zugersees), zugestimmt werden könne. Weiter hiess es, dass der erwähnte und derzeitig wertlose Uferabschnitt durch die Renaturierung wesentlich aufgewertet würde.
Über soviel Wohlwollen sowie die speditive Behandlung seitens der zuständigen Behörden waren selbst wir überrascht gewesen. Dies gab uns den notwendigen und weiteren Ansporn das Schilfprojekt seriös und zielstrebig zu realisieren.
Gewässer |
Zugersee |
Bereich |
Obersee, Turm - Rütli |
Hoheitsgebiet |
Kanton Schwyz |
Koordinaten |
Planquadrat 681/212 bis 681/213 |
Länge |
250 Meter |
Planung
Die Planung für das vorgesehene Projekt zeigte sich als sehr schwierig und zeitaufwendig. Waren wir doch in Sachen Schilfanbau, in jeder Hinsicht, keine Sachverständige. Dennoch wollten wird die Idee konsequent weiterverfolgen und durchführen. In der Person von Gwerder Anton, Ibach SZ, gelang es uns einen versierten Schilfkenner als Berater zu gewinnen. Er war es, der uns wichtige Tips und Anregungen geben konnte. Anton Gwerder hatte bereits am Brienzersee ein Schilfprojekt realisiert.
Schematische Skizze Schilfprojekt
Als nächsten Schritt erstellten wir eine erste Dokumentation für die Baueingabe. Parallel dazu wurde das Architekturbüro Reto Birrer, mit Sitz in Arth, beigezogen. Er selbst hatte unser Projekt für unterstützenswert befunden und deshalb spontan seine Hilfe anerboten.
Im Hinblick auf die Baueingabe mussten denn auch Gutachten über die Wasserqualität sowie Messprotokolle über die Wasserpegelschwankungen eingeholt werden. Nächste Planungssequenzen wurden der Ausarbeitung von Grafiken und Skizzen, dem Erstellen eines Budget- und Arbeitsplanes sowie dem Auflisten der zu benötigenden Personaleinheiten und Materialien gewidmet.
Beginn der Bauarbeiten
Staudenburden
Bereits vor Eintreffen der Baubewilligung begann der Fischer-Club Obersee Arth, in Goldau beim SBB-Güterschuppenareal, voller Zuversicht mit dem Anfertigen der Staudenburden. Die Staudenburden mussten so angefertigt werden, dass sie am Schluss ein Länge von 5m und einen Durchmesser von 60-80 cm aufwiesen. Grosse Dienste leisteten uns dabei Rollkarren der Sägerei Fischlin, Steinerberg.
Die Staudenburden haben im Projekt die Aufgabe, die frisch gepflanzten Schilftriebe vor Wellengang und den Seegrund vor Erosion zu schützen.
Der Rohstoff wurde uns grosszügig und in verdankenswerter Weise durch die SBB-Forstgruppe des Bahnhofes Goldau überlassen. Es handelt sich um Staudenabschnitte entlang der diversen Eisenbahnlinien.
Arbeitsbühne (Floss)
Für den Schilfbau ist eine stabile und zweckmässige Arbeitsplattform von sehr grosser Wichtigkeit, vergleichbar mit den grossen Oelbohrinseln. Dabei dient das Floss beim Schilfbau zum Transport von Staudenburden, Pfählen, Maschinen und Arbeitskräften.
Übersichtsaufnahme Arbeitsplattform (Floss)
Nahaufnahme der Arbeitsplattform
Unsere Arbeitsplattform wurde so konzipiert, dass sie jedesmal bei Arbeitsbeginn und -schluss in wenigen Arbeitsschritten zusammengesetzt bzw. auseinandergenommen werden konnte. Wie aus der Grafik ersichtlich, besteht sie aus drei Teilsegmenten, drei Kupplungswellen mit sechs Festhaltetellern und 24 Schwimmkörpern.
Technische Daten |
|
Herstellung/Planung |
Metzger Richard |
Länge |
5 m |
Breite |
3 m |
Höhe ohne/mit Schwimmkörper |
0.4 m / 0.8 m |
Tragkraft |
ca. 3 Tonnen |
Erstellen der Lahnung und Pfählung allgemein
Übersichtsaufnahme der Einbauarbeiten: (1) Lahnung (Faschine) Bereich Turm (2) Maschendrahtgitter
Übersichtsaufnahme der Rammarbeiten: (1) Pfahl (2) Pfähle für Gerüst des Maschendrahtgitters (3) Presslufthammer
Zwecks Schonung vor Wellengang wird maximum 15 m vor dem Ufer (von Gelände- und Wassertiefe abhängig) eine Lahnung (Faschine) erstellt. Die Lahnung besteht aus einer Doppelreihe von Holzpfählen (siehe unter Planung), welche senkrecht in den Seeboden getrieben werden. Dazwischen werden Weidenstauden in Längsrichtung eingebaut und gesichert. Die maximale Höhe in der die Staudenburden über Wasser ragen beträgt 10 cm über dem Normalwasserstand.
Schilfbeschaffung/Transport
Die Schilfbeschaffung erwies sich als ein sehr schwieriges Unterfangen, denn bestehende Naturschutzgebiete mit überdurchschnittlicher Vegetation durften von uns nicht angetastet werden. Diesbezügliche Anfragen wurden uns aus verständlichen Gründen, von den zuständigen Bewilligungsbehörden schon frühzeitig mit einem negativen Entscheid beantwortet.
Durch Zufall stiessen wir auf ein im Kanton Zug beheimatetes Kiesabbauunternehmen. Es handelt sich dabei um die bekannte Transport- und Kiesfirma aus Baar, die Gebr. RISI AG. Auf unsere Anfrage hin erklärte sich der Werkstattleiter Radller Karl spontan bereit, Schilf welches ohne menschliche Hilfe im Kieswerk Sihlbrugg zu gedeihen anfing, zur Verfügung zu stellen. Dieses Feld wird nämlich in absehberer Zeit durch Rekultivierung des Ausbeutungssektors zugeschüttet.
Der Transport nach Arth erfolgte während zwei Tagen mit Hilfe von Lastwagen. Die Fahrzeuge wurden uns durch drei in der Gemeinde Arth ansässige Transportunternehmen zur Verfügung gestellt.
Schilfeinbau
Nahaufnahme des Schilfeinbaues: (1) Lahnung (2) Einzelne Schilfryzome (3) Naturfasermatten
Nahaufnahme des Schilfeinbaues
Nahaufnahme des Schilfeinbaues
Übersichtsaufnahme, kurz vor Vollendung der Schutzgittereinarbeitung: (1) Lahnung (2) Maschendrahtgitter (Schutz gegen Befrass)
Fertig erstellter und eingezäunter Schilfgürtel (1. Etappe)
Fertig erstellter und eingezäunter Schilfgürtel 1. Etappe
Finanzierung
Es dürfte jedem klar sein, dass ein kleiner Fischerverein wie es der FISCHER-CLUB OBERSEE ARTH mit seinen rund 80 Mitgliedern darstellt, ein solch immenses Projekt nicht aus eigener Kraft finanzieren kann. Belaufen sich die Kosten gemäss Budget doch auf insgesamt Fr. 80'000. Um das Projekt finanzieren zu können, liess das Organisationskomitee seinen Phantasien freien Lauf. Als erstes liessen wir Pin's kreieren. Als nächstes folgte eine Tombola, gleichlaufend mit unserem 10-jährigen Jubiläum. Im Zusammenhang mit unseren Abklärungen konnten wir aus den Printmedien entnehmen, dass der Bund für die Realisierung "des Jahres der Natur 1995" einen ansehnlichen Betrag für Renaturierungsprojekte in Form eines Fonds angelegt hatte. Auch dieses Möglichkeit versuchten wir auszuschöpfen und gelangten deshalb an das BUWAL. Mit den Schreiben vom 18. Mai 1995 erhielten wir von der kontaktierten Bundesstelle eine Empfangsbestätigung und am 18. Juli 1995, zu unserer grossen Freude, einen positiven Entscheid. In überaus grossem Tempo folgten nächste Finanzierungsprojekte. Unser Kassier eröffnete bei der Kantonalbank Schwyz ein separates Konto-Nr. 60-3421-9 unter dem Titel "Projekt Schilf". Danach folgte die Ausarbeitung eines Tischsets. Als eigentliches Meisterstück darf sicherlich die grosse Werbe-/Bautafel, Vorstellung unseres Projektes, genannt werden. Mit der Werbe/Bautafel beabsichtigen wir die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und unser Projekt noch vermehrt bekannt zu machen. Andererseits wollen wir unseren Sponsoren eine wirksame Werbemöglichkeit für drei Jahre bieten.
Ebenfalls zur Finanzierung des Schilfprojekts wurde der Druck von T-Shirts in Auftrag gegeben. Aus meiner Sicht darf als eine der schönsten Finanzierungsquellen sicherlich das wunderbare Sackmesser mit unserem Logo bezeichnet werden. Ein ganz spezieller Dank gebührt der weltbekannten Messerschmiede, der VICTORINOX aus Ibach SZ.
Schlusswort
Zum Schluss dieser Dokumentation über die 1. Schilfetappe will ich es nicht Unterlassen allen zuständigen Ressortchefs, den Behörden, Sponsoren und den unzähligen Helfern aus der Dorfbevölkerung sowie den Vereinen von Arth herzlichst zu danken. Ohne die Hilfe von Drittpersonen wäre der FISCHER - CLUB OBERSEE ARTH nie und nimmer zu diesem Ziel gekommen.
Unzählige, harte Sitzungen sind vorausgegangen. Es galt indessen nur immer das vorliegende Projekt zu realisieren. Mit gleichem Elan, jedoch unter gewissen Umstrukturierungen, wir wollen ja nicht begangene Fehler zweimal machen, werden die weiteren Etappen realisiert. Wir vom OK haben gemerkt, dass die Führung nicht nur auf ein paar Personen abgewälzt werden kann, sondern um jeden einzelnen etwas entlasten zu können, ein Splitting der Aufgabenbereiche gemacht werden muss. Ich hoffe, dessen bin ich mir fast sicher, nächstes Jahre wieder viele Helfer aus dem Dorf Arth begrüssen zu dürfen. Haben sich doch während der 1. Etappe viele Kollegschaften ergeben. "Guet Schilf im 1996 und 1997!"
März 1996 / Gisler Franz, OK Präsident und Pressechef